Ausbildung zur Fachpraktikerin ⁠/​ zum Fachpraktiker

Eine reguläre Ausbildung ist für dich zu herausfordernd? Dann ist die Fachpraktiker-Ausbildung vielleicht genau das Richtige. Hier gilt: mehr Praxis, weniger Theorie – und am Ende hältst du trotzdem einen anerkannten Berufsabschluss in den Händen. Erfahre mehr!

KI-generiertes Bild: ein Mann erklärt einem Jugendlichen etwas an einem Computer Das Bild wurde von einer KI erstellt. KI-generiertes Bild: ein Mann erklärt einem Jugendlichen etwas an einem Computer Das Bild wurde von einer KI erstellt.

Überblick: Fachpraktiker-Ausbildung

Hier bekommst du alles Wichtige zur Fachpraktiker-Ausbildung: Welche Berufe es gibt, wie lange die Ausbildung dauert und wie sie abläuft – verständlich und auf den Punkt.

Was ist eine Fachpraktiker-Ausbildung?

Die Fachpraktiker-Ausbildung ist eine anerkannte Berufsausbildung speziell für junge Menschen mit Behinderungen. Sie ist für dich gedacht, wenn dir eine reguläre Ausbildung zu schwer fällt. Der Fokus liegt verstärkt auf der Praxis, weniger auf Theorie. Damit du möglichst viel im Betrieb lernst und die Inhalte leicht verständlich sind. Dabei orientiert sich die Ausbildung an einem anerkannten Ausbildungsberuf. Die genauen Inhalte werden individuell für dich angepasst. Für jeden Fachpraktiker-Beruf gibt es eigene Ausbildungsregelungen, die von den zuständigen Kammern (IHK, HWK oder Landwirtschaftskammer) festgelegt sind.

In welchen Berufen kannst du eine Fachpraktiker-Ausbildung machen?

Grundsätzlich kannst du eine Fachpraktiker-Ausbildung in jedem anerkannten Ausbildungsberuf machen. Allerdings nur, wenn es für deinen Wunschberuf bereits eine so genannte Ausbildungsregelung gibt. In der Ausbildungsregelung steht, wie die Fachpraktiker-Ausbildung abläuft – also welche Inhalte vermittelt werden, welche Prüfungen es gibt und welche Anforderungen gelten. Diese Regelungen werden von den zuständigen Kammern (IHK, HWK oder Landwirtschaftskammer) vorher festgelegt und müssen offiziell genehmigt werden.

Gut zu wissen: Falls es für deinen Wunschberuf noch keine Fachpraktiker-Ausbildungsregelung gibt, kann diese zwar erstellt werden. Das ist jedoch ein aufwändiger Prozess mit verschiedenen beteiligten Stellen. Und der kann sehr viele Monate dauern! Deshalb solltest du vorab schauen, für welche regulären Ausbildungen bereits Fachpraktiker-Ausbildungsregelungen bestehen.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Fachpraktiker-Ausbildung dauert in der Regel 2 bis 3 Jahre. Du kannst die Ausbildung auch in Teilzeit machen. Das musst du aber mit deinem Ausbildungsbetrieb und der zuständigen Kammer absprechen.

Wie läuft die Fachpraktiker-Ausbildung ab?

Du bekommst einen persönlichen Ausbildungsplan, der vom Ausbildungsbetrieb mit dir in Absprache erstellt wird. Darin steht genau, was du lernen wirst und wie die Inhalte an deine Bedürfnisse angepasst werden. Aufgaben, die du wegen deiner Behinderung nicht machen kannst, können beispielsweise geändert oder weggelassen werden. Dein persönlicher Ausbildungsplan orientiert sich zwar an der bestehenden Ausbildungsregelung der jeweiligen Fachpraktiker-Aubildung, aber berücksichtigt auch:

  • den konkreten Ablauf deiner Ausbildung im Betrieb,
  • deine persönlichen Lernfortschritte und
  • eventuell notwendige Unterstützungsmaßnahmen.

So hast du die besten Chancen, erfolgreich deinen Abschluss zu machen! Die Abschlussprüfung legst du dann bei der zuständigen Kammer ab.

Voraussetzungen & Zugang

Hier erfährst du, welche Voraussetzungen du für die Fachpraktiker-Ausbildung mitbringen musst, wo du sie machen kannst und wie du sie beantragst.

Wer kann die Fachpraktiker-Ausbildung machen?

Du kannst eine Fachpraktiker-Ausbildung machen, wenn:

  • du eine Lernbehinderung, einen besonderen Förderbedarf oder eine soziale Benachteiligung hast,
  • eine reguläre Ausbildung für dich zu schwierig wäre – auch mit Unterstützung wie einer Assistierten Ausbildung,
  • und du motiviert bist, einen anerkannten Berufsabschluss zu machen.

Gut zu wissen: Der Ausbildungsbetrieb entscheidet, ob er einen bestimmten Schulabschluss verlangt.

Ob du für eine Fachpraktiker-Ausbildung in Frage kommst, entscheidet das Reha-Team deiner Arbeitsagentur. Dort wird geprüft, ob du den sogenannten Reha-Status bekommst. Dieser bestätigt, dass deine Behinderung die Fachpraktiker-Ausbildung notwendig macht und dass du die Fähigkeiten hast, diese erfolgreich abzuschließen.

Wo kannst du eine Fachpraktiker-Ausbildung machen?

Du kannst die Ausbildung entweder in einem normalen Betrieb oder in speziellen Einrichtungen für berufliche Rehabilitation machen. Diese Einrichtungen unterstützen Menschen mit Förderbedarf beim Einstieg ins Berufsleben.

Wichtig: Die Person, die dich ausbildet, muss über die sogenannte Rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation (ReZA) verfügen. Der gewünschter Ausbildungsbetrieb hat keine ReZA? Dann kann er mit einer Einrichtung für berufliche Rehabilitation zusammenarbeiten oder eine externe Person mit ReZA-Qualifikation übernimmt die Ausbildungsbegleitung.

Wie beantragst du die Ausbildung?

Wenn du eine Fachpraktiker-Ausbildung machen möchtest, musst du sie bei der zuständigen Kammer in deiner Nähe beantragen. Das machst du entweder selbst oder deine Eltern bzw. dein gesetzlicher Vertreter.

Wichtig: Du brauchst zum Zeitpunkt der Beantragung bereits einen Ausbildungsplatz. Bei der Suche hilft dir die Bundesagentur für Arbeit. Mehr Infos dazu findest du im folgenden Abschnitt.

Unterstützung & Finanzierung

Hier erfährst du, wer dir bei der Ausbildungsplatz-Suche hilft, wie die Prüfungen an deine Bedürfnisse angepasst werden und wer die Kosten für deine Ausbildung übernimmt.

Wer unterstützt bei der Ausbildungsplatz-Suche?

Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt dich in erster Linie die Agentur für Arbeit. Sie bietet in ihren so genannten Reha-Teams auch spezielle Beratung für Menschen mit Behinderungen an.

Wichtig! Das jeweils zuständige Reha-Team ist ausschließlich über die bundesweite Service-Rufnummer der Bundesagentur für Arbeit zu erreichen, Telefon: 0800 4 555500 (gebührenfrei).

In manchen Fällen ist auch das Jobcenter zuständig. Außerdem helfen dir die Jugendberufsagenturen, die gemeinsam von der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und den örtlichen Ämtern betrieben werden. Auch die Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern informieren über freie Ausbildungsplätze in der Region. Dabei arbeiten sie eng mit den Integrationsämtern / Inklusionsämtern zusammen. Der Integrationsfachdienst (IFD) berät ebenfalls und begleitet beim Übergang von der Schule in den Beruf. Eine weitere Möglichkeit bieten Inklusionsbetriebe, die Ausbildungsplätze in einem geschützten Umfeld anbieten.

Wie werden die Prüfungen angepasst?

Ein wichtiger Teil der Fachpraktiker-Ausbildung ist die angepasste Prüfung. Dabei werden deine individuellen Fähigkeiten berücksichtigt. Das bedeutet zum Beispiel:

  • Die Prüfungszeit kann verlängert werden.
  • Du kannst zusätzliche Hilfsmittel bekommen.
  • Aufgaben werden so gestaltet, dass sie deinen Stärken entsprechen.

Durch diese Anpassungen - auch Nachteilsausgleich genannt - gelingt es dir, dein Können bestmöglich zu zeigen. Und du hast faire Chancen, die Prüfung zu schaffen und deine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. 

Wer finanziert die Ausbildung?

Für dich ist die Ausbildung zur Fachpraktikerin / zum Fachpraktiker kostenlos. In den meisten Fällen übernimmt die Agentur für Arbeit die Kosten. In manchen Situationen zahlen auch andere Träger (z.B. Unfallversicherungen oder Rentenversicherung). Aber das musst du zunächst einmal nicht wissen. Am besten lässt du dich in der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit beraten. Sie prüfen deine persönliche Situation und klären, wer genau für dich zuständig ist und die Kosten übernimmt.

Perspektiven nach der Ausbildung

Was bringt dir die Fachpraktiker-Ausbildung für deine Zukunft? Hier erfährst du, welche Chancen du nach dem Abschluss hast.

Wie sind die beruflichen Chancen nach der Ausbildung?

Wenn du deine Ausbildung erfolgreich abschließt, bekommst du ein offizielles Zeugnis von der zuständigen Kammer. Es zeigt, was du gelernt hast und welche Qualifikationen du erworben hast. Viele Betriebe übernehmen Fachpraktiker*innen direkt nach der Ausbildung. Aber auch bei anderen Betrieben hast du mit deinem Abschluss gute Chancen.

Gut zu wissen: Dein Fachpraktiker-Abschluss wird deutschlandweit anerkannt – du kannst dich später überall bewerben.

Kannst du später in eine reguläre Ausbildung wechseln?

Ja, das ist möglich! Wenn du während der Fachpraktiker-Ausbildung große Fortschritte machst, kannst du in eine reguläre Ausbildung wechseln und den vollen Berufsabschluss machen. Auch wenn du die Fachpraktiker-Ausbildung bereits abgeschlossen hast, kannst du den regulären Abschluss später noch nachholen.

Tipp: Frag bei der Agentur für Arbeit oder anderen Beratungsstellen nach – sie erklären dir genau, wie der Wechsel in eine reguläre Ausbildung funktioniert und welche Unterstützung du bekommen kannst.

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Du willst es ganz genau wissen?

Du willst wissen, was ein BBW ist? Oder möchtest du rechtliche Informationen zur Fachpraktiker-Ausbildung? Hier verlinken wir auf weiterführende Seiten.